Auf einen Kaffee mit dem Ex-Macher des Schützenfestes

Auf der Terrasse: Gerd Martens blättert im Ordner mit den Schützenfestplakaten aus drei Jahrzehnten.

Neue Zeitrechnung für Gerd Martens: Er ist zwar schon etwas länger nicht mehr Sprecher des Eventteams des Wiefelsteder Schützenfestes, aber seit heute ist er offiziell Rentner. Gleichwohl lässt ihn das Thema „Schützenfest Wiefelstede“ nicht los.

„Wenn die Leute nicht mehr über das Schützenfest im Ort sprechen, dann stimmt was nicht“, sagt er. Martens muss es wissen, schließlich war er 35 Jahre lang einer der Macher des Wiefelsteder Schützenfestes und lange Zeit Sprecher des Eventteams, das für das Programm verantwortlich zeichnet. Man müsse sich immer was Neues einfallen lassen, nach links und rechts schauen, damit das Fest attraktiv bliebe. „Das ist kein Selbstläufer wie viele meinen.“

Beispielsweise der Schützenfest-Sonntag. Da werden Nachmittags die Senioren bewirtet und der Tag klingt ruhig irgendwann zwischen 19 und 20 Uhr aus. Dann habe man vor zwei Jahren mal ein Rudelsingen für den Sonntag im Zelt organisiert. „Da kamen fast 500 Leute. Das Zelt war voll“, erinnert er sich. Da seien Leute gekommen, die habe man auf dem Wiefelsteder Fest noch nie gesehen.

Oder das ganz große Ding vor fünf Jahren: Wiefelstede richtete das Bundeskönigsschießen aus. „Man muss sich das mal vorstellen, die beiden Jahre zuvor war es beim Münchener Oktoberfest sowie in Hannover, dem größten Schützenfest überhaupt. Und dann Wiefelstede.“ Gäste aus ganz Deutschland seien durch den Ort marschiert. Auch bekannte Schlagergrößen wie Roy Black oder Drafi Deutscher sangen bei Schützenfesten.

Gerd Martens war auch Sportschütze im Verein, dem er seit 50 Jahren angehört. „2014 – Das Jahr der Erfolge“, lautet ein Band den der Schützenverein Wiefelstede auch in Erinnerung an das Bundeskönigsschießen aufgelegt hatte. Erfolge feierten die Schützen in dem Jahr bei den Deutschen Meisterschaften in München. Mit einem Mannschaftstitel und weiteren Platzierungen auf dem Treppchen kehrten die Wiefelsteder Sportschützen heim. Dass er sich aus der ersten Reihe zurückgezogen hat, fasst ihn momentan nicht an. „Ich habe mich ja drauf vorbereitet.“

Die NWZ hat sich mit Gerd Martens weiter unterhalten:

Das ist meine Lieblingstasse

Am liebsten benutze ich die Tasse, die mich an das Bundeskönigsschießen 2014 in Wiefelstede erinnert. Da durften nur amtierende Schützenkönige aus der ganzen Bundesrepublik schießen. Das war die größte Veranstaltung, die der Verein je durchgezogen hat. Das waren schöne Tage und ich verbinde damit auch sehr schöne Erinnerungen, obwohl der organisatorische Aufwand sehr groß war.

Das ist mein Lieblingsplatz

Mein Lieblingsplatz ist bei schönem Wetter auf der Terrasse. Entweder mit einer Tasse Kaffee oder einem Glas guten Wein. Hier kann ich Ideen entwickeln oder stöbere im Internet. Da hab’ ich dann geschaut, was andere Schützenvereine zu ihren Festen so machen und, ob wir das in Wiefelstede übernehmen können. Auch schaue ich dort selbst aufgenommene Fotos an und bearbeite sie in aller Ruhe am Rechner.

Das mag ich an der NWZ

Dafür stehe ich immer eine halbe Stunde eher auf. Meist kommt sie morgens um 5 Uhr. Ich musste bis heute um halb acht an meinem Arbeitsplatz in Oldenburg sein. Das ging aber nicht, ohne vorher die Zeitung ausgiebig gelesen zu haben. Das ist ein Ritual, das ich auch in meinem Ruhestand beibehalten werde. Kommt der Zusteller später oder hat Urlaub, habe ich am frühen Morgen dann leider Leerlauf. Auch nutze ich die Online-Version der Ausgabe ebenfalls.

Das macht mir Sorgen

Mieses Wetter beim Schützenfest. Vergangenes Jahr bei unserem Jubiläumsschützenfest hatten wir am Samstag einen bunten Festumzug. Viele Vereine und Gruppierungen hatten im Vorfeld einen tollen Beitrag erstellt. Pünktlich zu Beginn des Umzuges begann es zu regnen. Und das drückte natürlich die Stimmung der Teilnehmer und der Zuschauer im Ort. Oder wenn ein Star wie Jürgen Drews bei unserem Fest nicht pünktlich auftritt und wir die Gäste vertrösten müssen.

Das macht mir Freude

Wenn ein Programmpunkt beim Schützenfest voll einschlägt. Uns einen neuen Besucherrekord beschert und bei den Teilnehmern nachhaltig in guter Erinnerung bleibt. Alles klappt bei einem so großen Fest nie zu einhundert Prozent. Ich bin aber schon zufrieden, wenn zu siebzig Prozent alles glatt läuft. Viele Vereinsmitglieder tragen zum Gelingen des Festes bei, gemeinsam sind wir stark. Seit 50 Jahren bin ich jetzt im Wiefelsteder Schützenverein und habe keinen Tag davon bereut.

Dafür stehe ich nachts auf

Wenn es darum geht, meine Töchter von irgendwelchen Festen mit dem Auto abzuholen. Beim Fußball kann mir so etwas auch schon mal passieren. Nämlich wenn eine Fußball-Weltmeisterschaft in Südamerika oder vielleicht irgendwann einmal in Australien stattfindet und spannende Spiel wegen der Zeitverschiebung bei uns beispielsweise mitten in der Nacht laufen. Dann setze ich mich auch schon mal nachts vor den Fernseher. Erst recht, wenn die die Deutschen spielen.

Bild & Text: Jens Schopp

Quelle: NWZonline