Aus diesem Loch rummst es gewaltig

Sie lassen es mächtig krachen: Mitglieder des Teams „Luk-Kano 2000“. Sie betreuen und handhaben die Wiefelsteder Vereinskanone. Aus deren „Höllenloch“ rummst es anlässlich des Schützenfestes stets gewaltig.

Aus diesem Loch rummst es gewaltig

Sie gehört zum Wiefelsteder Schützenfest wie das Königshaus oder die alljährliche Wahl zur Schützenliesel. Im kommenden Jahr, wenn der Verein sein 125-jähriges Bestehen feiert, wird sie 50: die Vereins-Kanone. Einen Namen trägt sie nicht; sie heißt schlicht „die Kanone“. Aus ihrem „Höllenloch“ jedoch rummst es wirklich mächtig – bei jedem Schützenfest insgesamt neun Mal. Das macht in den 49 Jahren, in denen sie seit 1968 nun schon in Diensten des Vereins steht, exakt 441 offizielle Salutschüsse. Das diesjährige, 124. Fest vom 11. bis 14. August ist da mitgerechnet.

„Rohr auf Rädern“

In der Schützenfest-losen Zeit steht sie im Kanonenschuppen auf dem Schützenplatz, ihres Verschlusses entledigt und so wirkungslos gemacht – lediglich ein „Rohr auf Rädern“, erzählen die 16 Mitglieder der Vereinstruppe „Luk-Kano 2000“. „Das steht für „Hau-den-Lukas“ und eben „Kanone“ – eine Truppe, die sich im Jahr 2000 zusammenschloss und die Betreuung des vereinseigenen „Hau-den-Lukas“ des verstorbenen Schaustellers Günther Mühl und eben der Kanone nicht mehr wie vorher zwei, sondern einer gemeinsamen Gruppe übertrug. Jeden dritten Dienstag im Monat treffen sich die 16 im Schützenhaus – zum Stammtisch.

Dienstältester Kanonier

Ernst Bümmerstede gehört dazu – als definitiv dienstältester Kanonier der Wiefelsteder. 39 Jahre ist er bereits im Einsatz. Wenn die Kanone 50 wird, werden es 40 sein. Die Handhabung der Kanone kennt auch er aus dem „Effeff“ und erklärt, wie der mächtige Bumms im „Höllenloch“ entsteht. Jeweils drei handelsübliche Luftballons, gefüllt mit einem Propan-Sauerstoff-Gemisch und in Gefriertüten in die längliche Form passend fürs Kanonenrohr gebracht, werden mit einer Schreckschuss-Patrone gezündet. Die Aufgaben der jeweils fünfköpfigen Einsatzgruppe sind klar verteilt: Einer lädt, einer schießt, einer passt auf die restliche „Munition“ auf und zwei sorgen dafür, dass das Publikum nicht zu nahe am Geschehen ist. Pro Schützenfest werden 30 solcher Ballons benötigt – zehn für jeden der drei Einsätze. Wobei ein Ballon stets die Reserve bildet. „Gefüllt werden sie jeweils erst eine Stunde vor dem Einsatz“, weiß Bümmerstede – damit das Gas nicht wieder verfliegt.

Damit statische Aufladungen nicht für Überraschungen sorgen, haben die Kanoniere stets einen „Entladungsstab“ dabei – einen Kupfernagel, einem Zelthering ähnlich, den sie vor dem Umgang mit den gefüllten Luftballons anfassen.

Bereits eine Woche vor dem Schützenfest ermitteln die Wiefelsteder ihre neuen Majestäten – in diesem Jahr am Samstag, 5. August. Dann kommt die Kanone ab etwa 18 Uhr auf dem Schützenplatz erstmals zum Einsatz – mit drei Salutschüssen für den neuen König samt Gefolge. Eine Woche später, am Samstag, 12. August, wird der Bürgermeister dem neuen König den Rathausschlüssel übergeben. Dann gibt’s noch einmal drei Schüsse. Und wenn am Sonntag, 13. August, die auswärtigen Vereine empfangen werden und der neue König ihre Front abschreitet, dann hält sich das Volk garantiert bei weiteren drei Schüssen wieder die Ohren zu. „Die meisten Zuschauer sind einfach vorbereitet auf das Getöse“, wissen die Kanoniere. Kenner bringen da auch schon mal Gehörschutz mit.

Gebaut wurde die Kanone übrigens von Gerd Thien und Hartmut Kulik – und zwar schon vor 1968 – eine Schnapsidee während einer Silvesterfeier, berichten die Kanoniere, zu denen als jüngster mit 21 Jahren MarcelMeyer und als ältester Gerd Gerken (81) gehören.

Auch die Geschichte der Kanone wird Teil der neuen Vereinschronik sein, die derzeit für das Jubiläum im kommenden Jahr erstellt wird.

 

Text & Bild : Claus Stölting

Quelle: NWZonline