Schützenröcke sind ihr Leben

Ein feines Stück Stoff: Liane Brunken kümmert sich seit gut 50 Jahren um Schützenuniformen.

„Ich erkenne sofort, ob ein Ärmelstreifen zu tief oder das Wappen des jeweiligen Schützenvereins zu hoch sitzt“, sagt Liane Brunken. Das kommt bei ihr nicht vor. Der Streifen neun Zentimeter vom Ärmelende, das Wappen zwölf Zentimeter unter der Schulter, erklärt die Fachfrau. Seit gut 50 Jahren kümmert sie sich um die Uniformen vieler Ammerländer Schützen.

Jetzt, so kurz vor dem Wiefelsteder Schützenfest am zweiten Augustwochenende, hat Liane Brunken genug zu tun. Hier noch einen Knopf annähen, dort eine offen gegangene Naht wieder schließen. Schließlich muss zum Höhepunkt des Jahres im Ort alles richtig sitzen.

Früher, da hatte Liane Brunken zusammen mit ihrem verstorbenen Mann Renke ein Textilgeschäft im Ort. „Da haben wir die Jacken noch selbst verkauft“, erinnert sie sich. So auch die dazugehörigen schwarzen Hosen. Wer heute eine neue Schützenjacke braucht, der schaut bei Liane Brunken in der Nähstube vorbei und die Dame nimmt Maß. „Dann bestelle ich die Jacken. Wenn sie da sind, wird anprobiert.“ Wenn das Stück Stoff nicht passt, geht es retour. Mit einer nicht passenden Jacke ist noch keiner bei Liane Brunken aus dem Haus gegangen. Am Ende werden Streifen und Jacken fachgerecht vernäht.

Das Schneiderhandwerk hat die Dame nicht gelernt. „Ich habe es mir selbst angeeignet. Und schließlich habe ich in eine Schneiderfamilie eingeheiratet“, sagt sie. Einmal, erinnert sie sich, da hatte sie einen echten „Schützen-Notfall“ als Kunden. „In Linswege haben sie morgens den König ausgeschossen. Der hatte aber gar keine Schützenjacke.“ Dann sind sie aus der Kreisstadt nach Wiefelstede gefahren. Liane Brunken hatte noch eine passende Jacke auf Lager. „Das Wappen ihres Vereins haben die Linsweger mitgebracht.“ Das hat sie dann zusammen mit den übrigen Teilen auf den Schützenrock genäht. So konnte sich der neue Linsweger König seinem Schützenvolk zeigen.

Sie selbst war 25 Jahre lang sportlich bei den Wiefelsteder Schützen aktiv. Sportlich ist sie nicht mehr unterwegs, aber seit „ewig“, wie sie sagt, betreut sie am Nachmittag des Schützenfestsonntags die Senioren im Zelt mit. „Das macht mir sehr viel Spaß.“

Und richtig freut es sie, wenn freitags vor der Schützenfest-Disco das Tombola-Team in ihrem Garten zu Besuch ist.

Text & Bild: Jens Schopp

Quelle: NWZonline